Musik und Theater – Dieter Kroll als Dramaturg

 

1986/87 war ich nach dem Studium der Musikwissenschaft an der Uni Hamburg Dozent für Musikgeschichte am Hamburger Konservatorium. Aus einem Proseminar über die Geschichte der Opera buffa bildete ich zusammen mit Studierenden, Schauspielern und dem Autor und Journalisten WOLF EISMANN und dem Bildenden Künstler WOLFGANG BECKMANN die freie Theatergruppe „Studio milletre“. Als erste Produktion ging Mozarts Opernfragment „Die Gans von Kairo“ in der Hamburger Markthalle erfolgreich über die Bühne (Titelgeschichte im „Spiegel“). Mit dieser Produktion gastierten wir auch bei den Wiener Festwochen 1987. Weitere Produktionen: Canti guerrieri et amorosi von Claudio Monteverdi, Le Cinesi von Christoph Willibald Gluck und Bastien und Bastienne von Mozart.

 

1987 ging ich als Dramaturg für Oper und Konzert an das Theater Aachen und war dort unter den Intendanten Klaus Schultz und Elmar Ottenthal tätig. 1996 wechselte ich an das Theater Lübeck, wohin mich der damalige Intendant Dietrich von Oertzen zur Wiedereröffnung des neu renovierten Hauses holte. Seit 2000 bin ich freischaffend für das Schleswig-Holstein-Musik-Festival in Lübeck tätig.

 

Tief überzeugt vom zeitlosen und absoluten Werk des Kunstwerks, wozu ja auch die Musik gehört, trete ich in erster Linie für eine authentische, vom Komponisten beabsichtigte Form seiner Oper oder seines Musikwerks ein. Dabei ist eine fundierte und gesamtheitliche Sicht auf das Werk vonnöten, wie ich sie beabsichtige und zu vermitteln trachte – nicht nur den Mitwirkenden und Musikern, sondern auch dem Publikum gegenüber. So sehe ich mich hier als Vermittler, als Medium zwischen dem Werk, seinen Interpreten und dem Publikum. Oftmals gibt es spannende Fassungsfragen neben Interpretationsansätzen zu klären, wobei eine wissenschaftliche Sicht hilfreich sein kann, um die Ästhetik und Hintergründe zu erkennen.

 

Weiland versuchte einmal ein GMD, mir einen Vorwurf zu machen, er habe bei mir immer das Gefühl, ich müsste das Werk vor seinen Interpreten beschützen. Noch heute fasse ich diesen Vorwurf als Kompliment und als Aufgabe auf. Wiederum ein Intendant sah im Dramaturgen den ersten Kritiker des Hauses – und diese Sichtweise machte ich mir zueigen. Somit bin ich immer wieder als Berater und Experte gefragt und biete mich damit an.

 

 

 

 

 

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